Gegenwärtig werden Arbeit und Arbeitslosigkeit zumeist nur als Ökonomisches und soziales Problem diskutiert. Der mit dem Wandel der Arbeitswelt einhergehende gesellschaftliche Umbruch bleibt dabei unterbelichtet.
Welche kulturellen Folgen hat der Wandel der Arbeitswelt? Wie wirken sich die Veränderungen auf Lebensentwürfe aus, in welcher Weise beeinflussen sie gesellschaftliche Leitbilder und Wertvorstellungen? „Wie bestimmt sich eigentlich die soziale Identität von Menschen, wenn sie sich nicht mehr durch ihren Beruf beschreiben können?“ Ralf Dahrendorf, bereits 1982
Im Rahmen des von der Kulturstiftung des Bundes initiierten Programms „Arbeit in Zukunft“ haben die Freunde der Deutschen Kinemathek e.V. (Berlin) das Projekt „Work in Progress“ ausgeschrieben.
Das KINO AM RASCHPLATZ und das KINO IM SPRENGEL konnten – unterstützt von lokalen Kooperationspartnern – mit ihrem Veranstaltungskonzept überzeugen. Im ganzen Bundesgebiet wurden insgesamt 37 Filmreihen und Filmfestivals ausgewählt. |
In beiden Kinos hat der Blick auf die Arbeitswelt Tradition. So finden die „Filmtage Arbeit bewegt“ des KINOS AM RASCHPLATZ bereits zum sechsten Mal statt – diesmal integriert in das Projekt „Work in Progress“. Auch das KINO IM SPRENGEL kann auf zahlreiche Reihen und Veranstaltungen zum Thema zurückblicken.
Die Filme, die wir hier in einem Zeitraum von vier Monaten vorführen und zur Diskussion stellen, fassen die gegenwärtigen sozialen Verhältnisse und politischen Entwicklungen in eine Sprache, die enthüllt und begreifbar macht anstatt zu verschleiern. In 26 kurzen und langen Filmen – die meisten davon Erstaufführungen, aber auch drei Klassiker – wird eine sich verändernde Realität in dokumentarischen und fiktionalen Bildern gezeigt. Ob spielerisch oder sarkastisch, analytisch oder aktivistisch, skizzieren sie die komplexe Gegenwart der Arbeit.
Mit Filmgesprächen und Diskussionsrunden wollen wir unsere Kinos zu einem „öffentlichen Rastplatz der Reflexion“ (Oskar Negt) werden lassen. Die Filme und die begleitenden Veranstaltungen (eine Lehrerfortbildung, ein Bildungsurlaub und eine Fortbildung für Seminarleiter in der gewerkschaftlichen Bildungsarbeit) sollen zugleich dazu anregen, Film als Kunst wahrzunehmen – und dadurch die besonderen Eigenarten und Potenziale des Kinos zu entdecken. |